RACHEL E. HOLMEN
Schlusswort
Ich freue mich, mit Marion Zimmer Bradley an dieser großen, angesehenen Reihe arbeiten zu können – dabei Texte von alten Freundinnen wie Diana Paxson und Adrienne Martine-Barnes zu Gesicht zu bekommen und neue AutorInnen kennen zu lernen: Lee Martindale, Mary Soon Lee, Kathi Thompson und andere. Marion hatte schon alle Geschichten für diesen Band ausgewählt, ehe uns klar wurde, dass meine Hilfe bei diesem Projekt nützlich sein könnte. Nächstes Jahr werde ich am Anfang anfangen, all die Einsendungen lesen, sobald sie damit durch ist.
Ist Ihnen auch aufgefallen, dass wir einige bewährte Fantasy-Traditionen wahren konnten? Wir haben zumindest eine Vampir- und eine Werwolf-Story … die Sie aber, vermute ich, nicht gleich als solche erkannt haben – was wiederum bedeutet: Wir haben Klischees vermieden.
Die Themen dieser Geschichten sind vielfältig: Was es heißt, eine Mutter, Tochter, Schwester, Freundin zu sein; der Wert, die Wichtigkeit von Selbstachtung; der Sinn von Macht; die tiefe Liebe zwischen einem Vater und seinem Kind (vielleicht ein überraschendes Sujet für eine Frau); Themen wie Altern, Eifersucht, Verrat, Loyalität, Verantwortung, Erlösung auch. Einige bringen starke Antikriegs-Gefühle zum Ausdruck. Eine ganze »Untergruppe« dreht sich um die Sorge für die nächste Generation oder die, die jünger sind als wir. Und in vielen Texten geht es um »Wettkämpfe gewinnen«, »Proben bestehen« und »wagen, ehrgeizig zu sein« … Ich glaube nicht, dass auch nur eine einzige konventionelle Liebesgeschichte dabei ist. Fantasy gilt als belanglose Elfen-Literatur – aber ich hoffe doch sehr, dass Sie keine dieser Storys trivial fanden. Aber Fantasy-Anthologien gelten natürlich als eskapistisch – und Sie haben dieses Buch sicher nicht in die Hand genommen, um ernste Literatur zu lesen. Darum hoffe ich, dass wir Sie auch gut unterhalten haben und dass dies eines der Bücher war, die Sie im Bus, Restaurant und Waschsalon lesen und der Freundin ausleihen wollen, sobald Sie jede Geschichte mindestens noch einmal gelesen haben.
Als ich noch letzte Hand an diese Sammlung legte, um sie zur Veröffentlichung an den Verlag geben zu können, wurden wir mehrfach gefragt, ob diese Reihe mit der neuen Fernsehserie »Xena: Warrior Princess« konkurrieren sollte. Ich hatte die Show ja bis dahin nicht einmal gesehen – aber jetzt bin ich süchtig danach! Marion hält sie für etwas schnoddrig. Aber ich finde sie wunderbar und glaube, dass sie bei den Fernsehzuschauern die gleichen Bedürfnisse befriedigt, wie Marion sie in ihrer Anthologie ansprechen wollte: dass Frauen Heldinnen sein und Abenteuer erleben und Starrollen haben können. Ich liebe es, wie Xena freudig grinst, wenn sie sich einem Gegner zuwendet – bereit, jeden in Stücke zu hauen, der Hilflose zu bedrohen wagt –, und ihr Kampfruf »Ai-ai-ai-AI!!« ist überwältigend!« (Aber ich war auch nicht überrascht, die »Xena«-Darstellerin in einem Interview klagen zu hören, beim Ritt im Wind friere sie in ihrem Kostüm – nun, wenigstens ist es nicht weiß, ihr Ledergewand!)
Und wer bin ich überhaupt? Warum bin ich es, die mit Marion an diesem großartigen Projekt arbeitet? Tja, zuerst, ich bin über fünfzig, lese Fantasy seit meiner Kindheit und Science-Fiction seit dem goldenen Alter von elf Jahren (oder war ich erst neun, als ich Between Planets und diese Lucky-Starr-Bücher auslieh?). Und in meinem wirklichen Leben hatte ich meinen Anteil an Freude, Sorge und Abenteuer – letztes Jahr, zum Beispiel, habe ich einige Stunden am Trapez genommen und erfahren, wie die Welt aussieht, wenn man von einem Brett in zwanzig Meter Höhe gestoßen wird! Ich habe einen Magister in Psychologie gemacht und hätte nie im Leben gedacht, einmal als Lektorin oder Art-Director in Sachen Science-Fiction zu arbeiten – aber als ich einst der ewigen Pendlerei müde war, erzählte mir eine Freundin von einer Stelle bei einer Zeitschrift im Science-Fiction-Bereich, und da habe ich dann fünf Jahre lang gearbeitet. Danach war ich eine Zeit lang Lektorin unter Terry Carr (»Conan der Grammatiker«) und für weitere fünf Jahre Herausgeberin von Marion Zimmer Bradley’s Fantasy Magazine. Und die letzten drei Jahre wurde ich unter Marions Aufsicht zur Akquisitionslektorin (»eine Person, die Storys einkauft«). Ich arbeite gern mit AutorInnen an ihren Texten … es ist vielleicht kein Zufall, dass ich auch gut und gerne Rosenbüsche schneide. In meiner Freizeit, wenn ich denn eine habe, spiele ich Background-Bratsche oder arbeite in meinem Garten oder nähe schöne Decken.
Als neuer Herausgeberin von Marion Zimmer Bradley’s Fantasy Magazine machte mir Elsie Wollheim von DAW Books – die mich seit meiner Zeit bei dem Science-Fiction-Magazin kannte – ein riesiges Kompliment: »Als ich hörte, dass du das Magazin übernommen hast, da wusste ich, dass es in guten Händen war«, sagte sie.
Wie andere Autoren ihre Texte den Freunden und Unterstützern widmeten, will ich den meinen dem Gedenken an Elsie Wollheim widmen, die im Frühjahr 1996 gestorben ist.